Tuina Anmo: Akupunktur mit den Händen

Mensch im Mittelpunkt

Tuina Anmo ist die Manualtherapie der Traditionellen Chinesischen Medizin. Die Silben Tui–Na–An–Mo benennen die vier Grundgriffe dieser einzigartigen Behandlungsform und haben folgende Bedeutung: TUI heißt schieben, NA greifen, AN steht für drücken und MO bedeutet kreisendes streichen. Die Besonderheit von Tuina Anmo liegt darin, dass sich der Tuina Praktiker*In vor jeder Anwendung ein Bild darüber macht, wie es dem Gegenüber gerade geht. Nämlich anhand der Interpretation von Zunge und Puls, woraus sich eine Differenzialdiagnose nach TCM ableiten lässt.
Selbstverständlich wird auch gefragt, welche aktuellen Beschwerden, Vorerkrankungen, Ernährungsgewohnheiten und Lebensumstände zu berücksichtigen sind. Davon ausgehend wird ein individuelles Anwendungskonzept erstellt – die wahrscheinlich größte Stärke der TCM.

 

Tuina Anmo Manualtherapie
Monica, Tuina Anmo Praktiker bei Schulter Akupressur

Die Anwendung am Bewegungsapparat erfolgt schließlich in oder gegen die Wirkrichtung der Meridiane, d.h. entweder tonisierend oder sedierend. Die Massagegriffe kommen großflächig oder lokal (Akupunkturpunkte oder Triggerpunkte), punktuell als auch reflektorisch zum Einsatz. Die Ausführung erfolgt von sanft bis kräftig, stets dynamisch rhythmisch, teils mit hoher Frequenz und immer an die jeweilige Konstitution und das Beschwerdebild angepasst.

Die äußeren Schichten des Körpers, dazu zählen Haut, Muskulatur, Bänder, Sehnen und Faszien (tendinomuskuläre Meridiane), werden durchgängig gemacht und der Bewegungsumfang von Gelenken verbessert. Nachdem alles mit Allem in Verbindung steht, wirkt sich die Tuina-Massage energetisch auch auf innere Störungen aus. Denn die Leitfähigkeit für das “Qi” (sprich Tschi) wird wiederhergestellt. Qi, der chinesische Begriff für Lebensenergie, durchströmt unseren Körper wie Elektrizität und wirkt als zündender "Funke im System" so wie es etwa der britische TCM-Arzt Dr. Daniel Keown in seinem gleichnamigen Buch treffend beschreibt. Das freie Fließen des Qi in den Meridianen gilt nämlich als Voraussetzung für Gesundheit und Vitalität. 

Ähnlich wie bei Wind ist Qi zwar nicht sichtbar, aber man spürt die Wirkung, wenn es in die falsche Richtung fließt (etwa bei Schluckauf), nicht genug vorhanden (Erschöpfung), stagniert (diffuser, wandernder Schmerz) oder blockiert ist (lokaler Schmerz). Unsere biologische Elektrizität treibt alle Zellfunktionen an und wo viel Qi ist, herrscht Lebendigkeit. Warum wohl schlägt ein Herz? Und warum strahlen wir scheinbar von innen heraus, wenn wir glücklich sind? 

Was bedeutet TCM?

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist eine ganzheitliche, individuelle Heilkunst mit einer jahrtausendealten Geschichte. Sie hat ihren Ursprung im Daoismus (Laozi) und ist eine unendlich große Schatztruhe mit kostbarem Inhalt. Wir profitieren heute nicht nur vom Wissen über die Akupunktur, sondern auch von den Kenntnissen über Diätetik und Heilkräuter, der Volksmedizin (Gua Sha, Schröpfen, Moxen), den Kampfkünsten (Kung Fu, Tai Chi, Qi Gong) sowie dem Feng Shui (sprich Fong Shue), der Lehre über Harmonie. Die TCM versucht mithilfe ihres eigenen diagnostischen Systems (Bian Zheng) das energetische Gleichgewicht des Menschen in seiner Gesamtheit (ganzheitliche Denkweise) wiederherzustellen. Ähnlich wie beim Mindmapping, hat man damit eine wunderbare Orientierungshilfe zur Hand, für das Verstehen der Zusammenhänge und für die einzusetzenden Techniken.
Das bedeutet, nicht die Krankheit steht im Fokus, sondern die Selbstregulation und die Gesundheit des Körpers. Für mich liegt die Schönheit der TCM in ihrer Präzision durch Effizienz und Logik. Beschwerden können zunächst nach 8 Leitkriterien (Ba Gang) eingeteilt werden: Yin oder Yang, Innen oder Außen, Leere oder Fülle, Kälte oder Wärme. Die Kunst besteht darin, die wechselnde Dynamik zwischen den Elementen (Wu Xing) und Phänomenen zu erkennen und als Therapeut*In entsprechend einzugreifen. 

Tuina Anmo schroepfen-ruecken
Tuina Massage Feuer Schroepfen

Antike Heilkunst für die Menschheit bewahrt 

Eine kleiner Ausflug in die Geschichte: Tuina entwickelte sich aus dem Anmo, was so viel wie Massage bedeutet. Beide Begriffe werden im heutigen chinesischen Sprachgebrauch synonym verwendet. Der große Klassiker der Massage aus “Der Gelbe Kaiser”, dem Huang Di Nei Jing, ist leider unauffindbar und nur aus Zitaten anderer Autoren bekannt. Entstanden ist das berühmte Standardwerk wahrscheinlich zwischen 475 und 221 v. Chr., jedoch soll das Nei Jing bereits 2600 v. Chr. vom Kaiser Huang Di und seinen Beratern verfasst worden sein. 

Sun Si-Miao, einer der bedeutendsten TCM-Ärzte überhaupt (581-682 n. Chr.) hinterließ der Nachwelt u.a. eine 30-bändige Abhandlung zur medizinischen Praxis seiner Zeit. Sein Werk “Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind” (Bei Ji Qian Jin Yao Fang, 652 n. Chr. publiziert) gilt als erste Enzyklopädie der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es enthält nicht nur eine Sammlung aus 4500 Kräuterrezepturen, sondern auch Empfehlungen zur Behandlung von inneren und äußeren Erkrankungen, Schriften zur Frauen- und Kinderheilkunde, Pulsdiagnose, Akupunktur, Moxibustion, Ernährungslehre, Vergiftungslehre und Massage (Tuina). Von Sun Si-Miao ist etwa überliefert, was jeder Manualtherapeut als Triggerpunkt kennt: “Wenn der Behandler einen Punkt betastet und der Patient schreit A-H, so ist der Ah Shi-Punkt gefunden”.


Ganzheitliches Denken im therapeutischen Alltag 

Im heutigen China wird TCM in Krankenhäusern gleichberechtigt neben der Schulmedizin angeboten. Sie wird im Ursprungsland im Rahmen eines mehrjährigen Studiums unterrichtet, die Auszubildenden werden in der klinischen Praxis von Professoren mit jahrzehntelanger Erfahrung angeleitet. Beide Welten befinden sich nicht im Wettbewerb zueinander, denn die Patienten haben die Wahl. So gelingt in meinen Augen der Schulterschluss uralte Traditionen mit dem modernen Menschen und seinen aktuellen Beschwerden in Einklang zu bringen.
 

Was tue ich für Sie?
Was können Sie für sich selbst tun?

Mit Tuina Anmo können Sie Ihren Körper aktiv unterstützen und Ihre Verspannungen, Bewegungseinschränkungen, Menstruationsbeschwerden, Verdauungsbeschwerden oder Schlafstörungen positiv beeinflussen. Im Sinne der ganzheitlichen Denkweise: nützen Sie doch die Erkenntnisse der modernen und traditionellen Medizinsysteme gleichermaßen zu Ihrem Besten. Und bitte denken Sie daran, Ihren Arzt zu konsultieren, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch ans Herz legen, dass jeder für seine Gesundheit selbst verantwortlich ist. Ich lade Sie dazu ein, Methoden kennenzulernen, um für Ihr eigenes Wohlbefinden zu sorgen.

Tuina Anmo Practitioner Monica Montero-Wiesner