TUINA ANMO
Besonderheiten der Traditionellen Chinesischen Massage
TUINA ANMO ist eine lang anhaltende und tiefgreifende Therapieform am Bewegungsapparat. Jede Anwendung erfolgt individuell und ganzheitlich je nachdem welche Beschwerden vorliegen. Mithilfe von dynamisch rhythmisch, teils mit hoher Frequenz ausgeführten Streichungen, Schiebungen, Knetungen und Reibungen, durch Drücken, Pressen, Abheben, Rollen, Klopfen, Klatschen, Vibrieren, Schütteln, Dehnen uvm., werden Haut, Muskulatur, Bänder, Sehnen, Bindegewebe und Faszien intensiv behandelt. Es kommen bei der Massage Daumen, Knöchel, Ellbogen, Handkanten, Unterarme etc. zum Einsatz.
Die Anwendung der Massage-Griffe erfolgt flächig als auch punktuell, lokal als auch reflektorisch (an Akupunkturpunkten oder Triggerpunkten). Die Arbeitsrichtung ist in oder gegen die Wirkrichtung der Meridiane, tonisierend oder sedierend je nachdem, welches Therapiekonzept zu Grunde liegt.
Der therapeutische Effekt besteht darin, dass Verklebungen, Ablagerungen und Verspannungen gelöst, äußere pathogene Faktoren (witterungsbedingte Nässe, Kälte, Hitze, Wind) beseitigt und die Gewebebeschaffenheit für Durchblutung und Stoffwechsel verbessert wird. Das heißt, die Leitfähigkeit für das "Qi" ist wiederhergestellt, was ein wohltuendes Gefühl von Entspannung mit sich bringt.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist nämlich das freie Fließen der Lebensenergie ("Qi", sprich "Tschi") in den Meridianen die Voraussetzung für Gesundheit und Vitalität. Wie Elektrizität treibt Qi alle biologischen Funktionen voran, denn wo viel Qi ist, herrscht Lebendigkeit. Ähnlich wie bei Wind, ist Qi nicht sichtbar, aber man spürt es, wenn es in die falsche Richtung fließt (z.B. Schluckauf), nicht genug vorhanden (etwa bei Abgeschlagenheit) oder blockiert ist (lokaler Schmerz).


Schröpfen
Das Schröpfen (Ba Guan) erfolgt punktuell an Reflexzonen und Akupunkturpunkten des Rückens bzw. am ganzen Körper entlang der Meridiane in Form einer Schröpfmassage. Es kommen dabei Gefäße aus Glas oder Kunststoff zum Einsatz. Mithilfe des Vakuumeffekts wird das Gewebe angehoben, um so die Durchblutung und die Entgiftung anzuregen. Aus Sicht der TCM wird dabei "Altes" aus der Tiefe hervorgeholt und "Stagnation" beseitigt (Ausleitung über das Lymphsystem und die Haut). Stagnation bedeutet eine Verlangsamung der Qi- und Blutzirkulation im Stoffwechsel. Häufigste Ursachen: Verschlackung durch Ernährungsfehler, Überbeanspruchung aufgrund schlechter Haltung. Je nachdem wie lange dieser Zustand schon besteht, können dadurch die Muskeln verspannen, die Weichteile schmerzen, es treten Schwellungen, Rötungen, Missempfindungen oder Bewegungseinschränkungen auf.
Olympia-Goldfisch Michael Phelps sorgte im Sommer 2016 mit seinen runden Schröpfmalen für großes Aufsehen und machte dieses uralte, weltweit angewendete traditionelle Behandlungsverfahren wieder populär.
Schaben
“Gua“ heißt wörtlich schaben und “Sha“ ist der Effekt, der mit dem Schaben erzielt wird. Jede Form von “Stagnation“ (Blockade in den Leitbahnen) erzeugt aus Sicht der TCM auch “Hitze“. Dieses Phänomen ist vergleichbar mit verlegten Rohrleitungen in denen Überdruck und Reibungswärme entsteht. Das Schaben löst also nicht nur Stress, sondern ist vor allem ein lokales, sofort sichtbares Entgiftungsverfahren. Es werden Schlacken besser und schneller beseitigt als nur durch Massage!


Moxibustion
Moxen ist eine Wärmebehandlung mit chinesischem Beifußkraut. Durch das langsame Abbrennen von Beifuß entsteht eine intensive Gluthitze, womit tief sitzende Kälte lang anhaltend vertrieben wird. Hilfreich etwa bei chronisch kalten Extremitäten, Bauch- und Regelschmerzen oder rheumatischen Beschwerden aus Kälte. Die Anwendung erfolgt mit losem, gepressten oder gerolltem Beifußkraut ein paar Zentimeter über der Haut, flächig über einem Areal oder lokal an Akupunkturpunkten. Die wohltuende Wärme und die ätherischen Öle des Beifuß breiten sich entlang der Meridiane aus und verbleiben im Körper. Die TCM setzt das Moxen auch zur Stärkung der körpereigenen Kräfte ein.
Neue Aufmerksamkeit erhielt Beifuß durch die Nobelpreisträgerin für Medizin und Physiologie 2015, Tu Youyou. Ihre Forschungsarbeit beschäftigt sich mit dem Inhaltsstoff "Artemisinin" des einjährigen Heilkrauts, das ein wirksames Therapeutikum gegen Malaria darstellt.